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Die richtigen Raster für Handlettering & Kalligraphie: verstehe Kalligraphie-Übungsblätter.

Das Wort Kalligraphie in einem Linienraster und Monogramme für P und V als Beispiel von Handlettering

Schönes Schreiben oder angewandte Geometrie? Tatsache ist: Kalligraphie und Handlettering sind eigentlich letzteres.

Willst du Kalligraphie nicht nur lernen, sondern wirklich verstehen? Hier erfährst du alles über Raster, Papier und Techniken – von der Linienführung bis zum kreativen Regelbruch.

In diesem umfassenden Guide zeige ich Dir:

Bei Kalligraphie und Handlettering sind Raster hilfreich, aber im Detail braucht es für diese zwei Techniken oft verschiedenes, aber warum eigentlich?

Was ist Kalligraphie und wie unterscheidet sich Kalligraphie vom Handlettering

Der Begriff „Kalligraphie" (auch Kalligrafie, Calligraphy) taucht seine Wurzeln tief in die griechische Sprache: kallos bedeutet Schönheit und graphein steht für schreiben. Beide Kunstformen – Kalligraphie und Handlettering – vereint die Leidenschaft für gestaltete Schrift, doch ihre Ansätze unterscheiden sich grundlegend.

Die Kalligraphie ist eine traditionelle Kunst des präzisen Schreibens. Hier geht es darum, Buchstaben direkt und mit höchster Perfektion zu formen. Kalligraphen trainieren unermüdlich, um die Bewegungsabläufe so zu verinnerlichen, dass jeder Strich sitzt – fast wie eine tänzerische Choreographie mit der Feder. Dabei kommen nicht nur Federn zum Einsatz, sondern auch Pinsel und spezielle Tinten wie Tusche oder Gouache oder auch spezielle Stifte, die jeder Linie Charakter und Tiefe verleihen.

Das Handlettering hingegen ist der kreative Gegenspieler: Hier werden Buchstaben gezeichnet, konstruiert und liebevoll ausgearbeitet. Es ist ein längerer Prozess voller Skizzen, Überarbeitungen und künstlerischer Freiheit. Meist konzentriert sich das Handlettering auf kürzere Texte oder einzelne Worte, die zu kleinen typografischen Kunstwerken werden.

Auch innerhalb von einer Technik gibt es große Unterschiede.

Wie beeinflusst das Schreibutensil, welches Papier für Deine Schrift benötigt wird?

Die Wahl des richtigen Papiers ist eine Wissenschaft für sich – und entscheidend für das Gelingen deiner Schriftkunst. Jedes Schreibutensil stellt andere Anforderungen an z.B. das Kalligraphie-Papier.

Brushpens & Fineliner

Bei diesen Stiften gilt: Glattheit ist König! Eine zu raue Oberfläche ist der Albtraum jedes Brushpen-Künstlers beziehungsweise seiner Spitzen. Die Grammatur sollte zwischen 90 und 150 g/m² liegen – stark genug, um Durchdrücken zu verhindern.

Ein Geheimtipp: Papiere mit einer leichten Beschichtung können die Lebensdauer deiner Stifte um ein Vielfaches verlängern. Die Beschichtung schützt die empfindlichen Spitzen und sorgt für ein gleichmäßigeres Schreibgefühl.

Kalligraphie mit Tinte

Hier wird es komplexer. Die Papierqualität beeinflusst direkt die Tintenwanderung. Eine mittlere Saugfähigkeit ist der Schlüssel: Zu saugstark, und die Tinte verschmiert; zu glatt, und sie perlt einfach ab. Die ideale Grammatur liegt zwischen 70 und 120 g/m².

Ein einfacher Test für die Eignung: Streiche mit dem Finger über das Papier – spürst Du eine leichte Körnung? Dann ist es perfekt für Federn! Diese minimale Struktur hilft der Tinte, sich kontrolliert auszubreiten und sorgt für präzise, saubere Linien.

Spezielle Technik: Tusche-Wash-Letters

Für experimentierfreudige Kalligraphen bietet die Tusche-Wash-Technik spannende Möglichkeiten. Hierbei wird stark saugfähiges Papier wie Aquarellpapier verwendet, um mit verdünnter Tusche Schattierungen und Farbverläufe zu erzeugen. Diese Methode erlaubt es, Buchstaben mit einer besonderen Tiefe und Dynamik zu gestalten

Wird transparentes Papier Dein Liebling?

Vielleicht denkst Du im ersten Moment. Moment mal: Papier, das so dünn ist, dass ich leicht durchgucken kann, kann keine besonders hohe Grammatur haben und ist daher wohl kaum geeignet.

Nein, Du kannst für die Kalligraphie oder Handlettering auch transparentes Papier mit 70-120 g/m² nutzen. Wenn Du Kalligraphie nicht nur üben möchtest, sondern ein Meisterwerk abliefern, aber die Hilfslinien brauchst, kannst Du ein solches Papier auf ein Raster legen und ich finde das Spiel mit halbtransparentem Material bei der Gestaltung einer Karte wunderschön.

Aber was für Hilfslinien eigentlich?

Linienraster zum Kalligraphie lernen

Warum Linienraster?

Linienraster sind sind das Gerüst deiner Schriftkunst. Sie verhindern, dass Oberlängen unkontrolliert wachsen oder Unterlängen asymmetrisch ausfallen. Wenn Du Dich an die erste oder zweite Klasse zurück erinnerst oder vielleicht schon selber Kinder hast, die zur Schule gehen oder gingen, wird Dir das Raster gleich bekannt vorkommen. Und damit man die Basislinie gut erkennt, gibt es für die SchülerInnen auch das Schreiblernhaus. Wenn Du das auch für Deine kalligrafischen Schreibübungen haben möchtest, musst Du das selbst dazu zeichnen, die klassischen Vorlagen haben das nicht. Naja, auf jeden Fall weißt Du vielleicht, dass es ganz schön schwierig ist, die Buchstaben in den richtigen Proportionen schreiben zu lernen.

Das einfache Linienraster als Kalligraphielineatur

Ein klassisches Linienraster besteht aus vier horizontalen Linien und den Neigungslinien. Sie geben jedem Kalligraphie-Buchstaben seinen Raum:

Einfaches Linienraster für die KalligraphieDie Grafik zeigt das Grundgerüst jeder kalligraphischen Schrift. Die 55-Grad-Neigungslinie (in Rosa) gibt der Schrift ihre charakteristische Schräge, während die horizontalen Linien die Proportionen der Buchstaben definieren:
Oberlinie (H-Linie): Markiert die maximale Höhe für Großbuchstaben und Oberlängen
x-Linie: Bestimmt die Höhe der Kleinbuchstaben wie x, daher der Name
Grund- oder Basislinie: die Linie, auf dem alle Buchstaben "stehen"
p-Linie: Setzt die untere Grenze für Unterlängen wie bei g, j oder p

Achtung: Bei der Kalligraphie ist auch oft vom Schreibwinkel die Rede. Damit ist, so wie ich das verstanden habe, nicht der Neigungswinkel genannt, den die Neigungslinien aufweisen, sondern der Stiftwinkel.

Dieser Schreibwinkel, also der Winkel des Stifts zum Papier ist für die Kalligraphie auch extrem wichtig. Denn das ist eine Möglichkeit, wie man beeinflussen kann, wie dünn oder breit eine Linie wird. Aber nicht die einzige: Auch durch Abstrich, also wenn die Linien von oben nach unten gezogen werden und durch Aufstrich, also wenn die Linien, von unten nach oben gezogen werden, ergeben sich unterschiedliche Dicken. Daher ist auch der Duktus so wichtig. Unter Duktus versteht man, wie genau man einen Buchstaben schreibt, also in welcher Reihenfolge und Richtung man die Striche macht.

Vom einfachen zum komplexen Linienraster

Für viele Schriften genügt nicht eine Linie als Endpunkt für Großbuchstaben und aufsteigende Buchstaben. Auch ist es nicht gesagt, dass immer die Großbuchstaben am höchsten hinausgehen. Es können abhängig von der Schriftart auch mal die aufsteigenden Buchstaben sein. Die folgende Abbildung fasst das zusammen.

Linienraster für die Kalligraphie mit 2 Oberlinien statt nur einer.Statt einer Oberlinie kann es verschiedene Endpunkte für Großbuchstaben und aufsteigenden Buchstaben geben. Wie gehabt bestimmt die x-Linie die Höhe der Kleinbuchstaben, auf der Grund- oder Basislinie starten die meisten Buchstaben und die p-Linie zeigt an, wo die Buchstaben, die unter die Basislinie gehen, enden sollen.

Beispiel eines einfachen Brush Alphabets: Hier ist die Oberlänge für die aufsteigenen Buchstaben nur halb so hoch wie die x-Höhe, wohingegen die Ober- und Unterlängen gleich sind, wie die x-Länge, quasi ein 1:1:1 Raster, bei dem die Großbuchstaben aber nur zur Hälfte hoch gehen, oder auch 0,5:0,5:1:1. Und der Neigungswinkel ist hier z.B. 75°.

Bei anderen kalligrafischen Schriften kann es sein, dass die Unterlängen größer sind als sie Oberlängen, man dafür z.B. ein 2:5:3 Raster bräuchte.

Schon ziemlich komplex, aber lies weiter, es geht noch komplexer und macht Dir vielleicht noch mehr Spaß.

Bounce Lettering, wenn die Hilflinien der Vorlagen für Kalligraphie durchbrochen werden

Am Ende sind diese Raster nichts weiter als Vorschläge, keine unumstößlichen Gesetze. Sie dienen als Orientierung, als sanfte Führung – aber die wahre Magie entsteht dort, wo Kreativität diese Linien durchbricht und neu interpretiert, und das passiert beim Bounce Lettering.

Oft entscheidet man beim Bounce Lettering bei jedem Wort individuell, welche Buchstaben nicht ganz den Kalligraphie-Hilfslinien folgen sollen. Aber auch die Kalligraphie-Schrift Kaushan Script ist ein bisschen bouncing, oder? Ich habe für die nächste Abbildung mal gezeigt, wie sie im Linienraster aussehen würde. Achte z.B. auf a, i, Z oder auch t.

Entscheidungshilfe: Ist auch Kaushan Script ein Beispiel für Bounce Lettering? Kaushan Script hält sich nicht starr an ein Linienraster. Bounce Lettering? Entscheide selbst.

Ich möchte diese Kalligraphie-Schrift aber auch gleich nutzen, um Dir zu zeigen, dass es gar nicht immer so eindeutig ist, im Nachhinein das Raster zu bestimmen. Es könnte auch aussehen, wie in der nächsten Abbildung. Sicherlich wurde bei der Entwicklung der Schrift ein definiertes Raster verwendet. Aber je dynamischer die Schrift desto flexibler kannst Du auch die Orientierungslinien der Kalligraphie Übungsblätter interpretieren.

Kaushan Script leicht anders ins Linienraster eingepasst als in der vorherigen Abbildung.Wie genau war das Linienraster, als Kaushan Script entwickelt wurde? Im Nachhinein gar nicht so einfach zu sagen, oder?

Wenn Dir diese Kalligraphie-Schrift gefällt und Du nicht immer die Zeit hast selbst Hand anzulegen, wenn Du eine schöne Schrift haben willst, kannst Du die übrigens auch einfach auf deinem Computer installieren und dort nutzen. Sie steht unter der SIL Open Font Licence und ist kostenlos.

Brennst Du schon fürs Bounce Lettering? Auf jeden Fall musst Du dir noch überlegen: wie skaliere ich mein Linienraster?

Die optimale Zeilenhöhe: Auch eine Frage der Proportion

Wie wir gesehen haben, kann man die Linienabstände relativ zueinander in Verhältnisse setzen. Aber welche Höhe nimmt dann für die Umsetzung. Der Einfachheit halber gibt man meist die x-Höhe an, also den Abstand von Basislinie zu x-Linie. Die anderen Höhen ergeben sich dann aus dem Verhältnis. Geschickt ist es, Zeilenhöhe und Spitzenbreite des Schreibwerkzeugs aufeinander abzustimmen. Beim römischen Alphabet beispielsweise wird die x-Höhe typischerweise als fünfmal die Spitzenbreite festgelegt.

Oft wird zum Üben eine Zeilenhöhe von 5,6 mm empfohlen. Für dichte Texte nimmt man 2,5 mm und mit einer Zeilenhöhe von 3–3,5 mm erhält man einen ausgewogenen Text.

Und wie sieht's aus mit Handlettering-Vorlagen?

Handlettering lebt von Kreativität und Flexibilität – und genau das spiegeln auch die richtigen Vorlagen wider. Anders als in der klassischen Kalligraphie geht es hier nicht um starre Regeln, sondern um künstlerische Gestaltung.

Ein Punktraster ist dabei dein bester Freund. Es gibt dir sanfte Orientierung, ohne deine Kreativität einzuengen. Mit einem Punktraster verwirklichst Du auch leicht symmetrische Blockstrukturen oder dynamische Layouts. Und die richtigen Hilfslinien ziehst Du auch blitzschnell und gestaltest so spannende Kompositionen, auf Wunsch mit Perspektive und Schatten. Und nach Zig Runden der Optimierung hast Du Dein kleines Kunstwerk.

Willst Du noch ein paar Extra-Tipps. Die lassen sich mit unserem Papier-Editor umsetzen.

Handlettering Vorlagen und Kalligraphie Vorlagen zum Ausdrucken - anpassbar und kostenlos

Wir stellen Dir verschiedene Punktraster-Vorlagen und auch Kalligraphie-Lineaturen bereit. Und die kannst Du so nehmen wie sie sind, musst Du aber nicht:

Triumphiere: Kalligraphie Vorlagen gratis! Und die Punktraster-Vorlagen natürlich auch. Du hast also nur die Papier- und Druckerkosten und kannst im Vergleich zu fertigen Übungsblättern massig sparen.

Dabei gewinnst Du zusätzlich absolute Gestaltungsfreiheit. Denn Du kannst Dein Lieblingsmaterial wählen. Achte aber bei Laserdruckern auf hitzebeständige Papiere und grundsätzlich darauf, wie dick das Papier sein darf. Denke daran, dass Du über einen Einzelblatteinzug oft dickeres Papier verwenden kannst.

Und da Du nicht gleich zig Kalligraphie-Übungsblätter auf einmal drucken musst, kannst Du heute die Vorlage verwenden und morgen sell. Du bist also total flexibel.

Die Raster sind Dein Blueprint für kreative Präzision. Experimentiere, breche Regeln, jetzt kennst Du ihre Logik.

Deine Schrift beginnt dort, wo Geometrie und Kunst sich treffen.

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